Kreuz und quer

28.10.2021 Redaktion Kloster Dalheim

Krönender Abschluss: Das repräsentative Aposteltor auf der Hauptachse des Klosters trägt das Dalheimer Wappen. Foto: LWL/Kruck

Mindestens 300 Jahre ist es alt, das Dalheimer Wappen – vielleicht sogar noch älter, denn das Kloster blickt auf eine rund 850jährige Geschichte zurück. Heute begegnet das Emblem mit den gekreuzten Schlüsseln unter dem T-förmigen Stab uns auf Torbögen, Exponaten, Besucherpunkten – und sogar fernab der hiesigen Klostermauern taucht es auf. Es verweist auf die Schutzheiligen des Klosters: Petrus und Antonius. Aber was steckt hinter den Symbolen, und warum ist manchmal ein flammendes Herz mit abgebildet?

Wappen to go: Nicht nur Gebäude oder Mauern wurden mit dem Dalheimer Wappen versehen, sondern offenbar auch bewegliche Gegenstände, wie dieses Glas aus dem Jahr 1695. Stiftung Kloster Dalheim. LWL-Landesmuseum für Klosterkultur. Foto: LWL/Kruck

Von Schlüssel, Stab und Herzensangelegenheiten

Bremen, Brilon, Vatikan… Der Schlüssel des Hl. Simon Petrus (ca. 1 n.Chr. – ca. 65 n.Chr.) ist weltweit auf Flaggen und Wappen zu finden, denn der Apostel ist Schutzpatron von zahlreichen Städten und Kirchen, von Päpsten und Handwerksberufen – und eben auch vom Kloster Dalheim. Bekannt ist Petrus als Hüter der Schlüssel zum Himmelsreich, die ihm von Jesus übergeben wurden (Mt 16,19). Schon auf Erden sollte er Menschen in die Kirche aufnehmen oder davon ausschließen, später den Seelen die Himmelspforte öffnen oder sie abweisen. Petrus wird als vielschichtiger Charakter beschrieben: Er ist Bekenner, aber auch Verleugner Jesu. Die römisch-katholische Kirche verehrt in Petrus den ersten Bischof von Rom, und alle Päpste stehen in der Nachfolge Petri.

In Dalheim waren schon die romanische Pfarrkirche aus der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts (heutige Ruine auf der Ostseite der Klosteranlage) und vermutlich auch ein Vorgängerbau aus dem 9. Jahrhundert dem Hl. Petrus geweiht. Ein Frauenkonvent siedelte sich hier in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts an und blieb bis ins späte 14. Jahrhundert. Als sich 1429 die Augustiner-Chorherren aus Böddeken der inzwischen verfallenen Gebäude in Dalheim annahmen und einige Jahre später die heutige Kirche und Klausur bauten, fügten sie ein weiteres Patrozinium hinzu.

Besonders prachtvoll ist das Dalheimer Wappen auf diesem Sandstein inszeniert. Foto: LWL/Kloster Dalheim

Antonius der Große (nach 250 n. Chr. – 356 n. Chr.), auch Antonius Abbas genannt, wird als Vater des christlichen Mönchtums angesehen. Sein Attribut ist der T-förmige Stab, Symbol seiner Wanderschaft mit Krückstock. Schon früh gab Antonius sein Hab und Gut auf, um in der Wüste ein gottgeweihtes Leben zu führen. Wunderheilungen, Predigten und eine bemerkenswerte Standhaftigkeit gegenüber allen Verlockungen, mit denen der Teufel ihn heimsuchte, machten ihn zum Vorbild für Generationen von Eremiten.

Gelegentlich wurde dem Klosterwappen das flammende Herz, Symbol des Ordenspatrons Augustinus von Hippo (354 – 430), beigefügt, denn Kloster Dalheim war ein Augustiner-Chorherrenstift. Augustinus war einer der einflussreichsten Theologen, Schriftsteller und Philosophen des frühen Christentums und ist einer der vier großen lateinischen Kirchenväter. Das flammende Herz symbolisiert die feurige Gottesliebe.

Rekordverdächtig: 800 Kilometer bis zum Blokhus-Strand im Norden Dänemarks legte dieser Besucherpunkt zurück. Foto: Jan Köplin

Schlüsselerlebnisse auch außerhalb von Dalheim

Aber auch fernab der hiesigen Klostermauern taucht gelegentlich das Dalheimer Wappen auf. Zum einen, weil dem Kloster in seiner Blütezeit so mancher Grundbesitz in der Umgebung gehörte, wie der Stadthof im nahegelegenen Paderborn: Das Gebäude, am Kamp 38 gelegen, präsentiert im zentralen Giebelfeld das Dalheimer Wappen. Zum anderen, weil das kostspielige Kircheninventar nach der Säkularisation 1803 in alle Himmelsrichtungen verstreut wurde – so etwa zwei prachtvolle Beichtstühle mit Dalheimer Wappen, die sich heute in der Pfarrkirche St. Johann Baptist in Willebadessen-Fölsen befinden.

Upcycling der besonderen Art in der Pfarrkirche St. Magdalena zu Husen. Foto: LWL/Kruck

Eine besonders kreative Geschichte hat die Brüstung der Orgelempore in der Pfarrkirche St. Magdalena zu Husen (Lichtenau): Sie wurde aus zwei Kommunionbänken der Dalheimer Klosterkirche gefertigt. Beim Verlassen des Gotteshauses schweift der Blick des Besuchers unwillkürlich nach oben zu Puttenköpfen zwischen Blattwerk und dem Dalheimer Wappen mit Petrus-Schlüssel und Antonius-Stab. Und wer seine Augen offenhält, der entdeckt das Dalheimer Wappen vielleicht auch noch an anderen Orten.